Reisedauer: | 04.05. - 13.05.2006 |
Reiseziel: | Tufjord, Insel Rolvsøya, Norwegen |
Teilnehmer: | Gerdi, Heini, Hotte, Willi |
Teams: | Team 1: Heini und Hotte |
Team 2: Gerdi und Willi | |
Wettgegenstand: | Bestes Team (größter Fisch) |
Unterkunft: | Miethaus über Atlantik Tours |
Reiseart: | per Flieger von Deutschland nach Finnland, danach mit Mietwagen |
Allgemeine Reisedaten
Nach nun mittlerweile ein wenig Erfahrung mit Norwegen Reisen sollte diesmal ein ganz neuer und dennoch alter Weg der Anreise gewählt werden. Es wurde nicht mit eigenem Flugzeug angereist,
sondern mit normalen Reiseflugzeugen. Diese Art erschien uns aufgrund der geringen Teilnehmerzahl, die bequemste und kostengünstigste. Also schaute sich Gerdi kurzerhand nach einem Reiseanbieter
um, der ein vernünftiges Angebot machen konnte. Gewählt wurde dabei der Anbieter Atlantik Tours mit dem Reiseziel Rolvsøya. Es sollte an zwei Tagen mit zwei verschiedenen Flugzeugen und
schließlich mit einem Mietwagen ans Ziel, Nähe Nordkap, gehen. Dabei haben wir gut drei Wochen vorher all unser Angelzeug (Ruten, Rollen, Pilker, Zubehör, Anzüge...) in wasserdichten
Plastikfässern per Post verschickt. Den ganzen Rest nahmen wir am Tag der Reise selbst mit. D.h. alle Klamotten kamen ins Handgepäck und Essen und Trinken wurde in Styroporboxen und Kühlboxen als
normales Reisegepäck mitgenommen. Letzteres wurde auf der Rückreise für den teifgefrorenen Fisch weiterverwendet. Glücklicherweise hat man als Angler ein Freigepäck von 40 kg pro Person plus
Handgepäck. Ohne diese Option hätten wir nie eine solche Reise per Flugzeug antreten können.
04.05. - 05.05. - Anreise
Am Donnerstag haben wir vier uns am Flughafen Tegel in Berlin getroffen und gleich erstmal an einer Imbissbude auf die bevorstehende Reise angestoßen. Kurz nach sieben ging es dann schließlich
mit dem Flieger nach Helsinki, wo wir, mit einer Stunde Zeitverschiebung, gegen 22 Uhr aufsetzten. Nun nur noch den Shuttle Bus ins Hotel und der erste Teil der Anreise ist geschafft. Um am
nächsten Tag frisch für den Rest der Reise zu sein, haben wir in der Hotelbar nur kurz angestoßen, um dann relativ zeitig wieder auf die Hotelzimmer zu verschwinden.
Der neue Tag ging mit einem guten und gemütlichen finnischen Frühstück im Hotel los. Gleich darauf startete auch schon unsere Maschine Richtung Ivalo, Finnland, wo wir unseren Mietwagen vom Typ
VW Sharan in Empfang nahmen. Schnell alles Gepäck ins Auto geworfen und ab ging die Luzi. Gerdi übernahm gleich den ersten Teil der 380 km langen Strecke und düste los. Auf der hinteren Sitzbank
vertrieben sich Heini und Willi die Zeit mit Knack spielen. Nach ein paar kurzen Stops an diversen Tankstellen übernahmen noch Hotte und Heini kurz das Steuer, bevor wir schließlich am späten
Nachmittag Havøysund erreichten. Nach einem kurzen Telefonat stand auch schon unser Transport zur Insel Rolvsøya bereit. Den Mietwagen haben wir in Havøysund stehen gelassen und ab gings per
Privatboot auf die Insel nach Gunnarnes. Dort wurden wir auch prompt von Manni mit unseren zuvor verschickten Sachen in Empfang genommen. Jetzt hieß es nur noch wenige Kilometer per Auto zu
fahren und dann konnten wir unser neues Heim beziehen.
Nachdem wir all unser Zeug ausgepackt haben und noch ein wenig aufgeräumt haben, konnte es dann endlich zum gemütlicheren Teil des abends weitergehen. Eine kleine Ankunftsfeier mit alljährlicher
Vorstandssitzung machten die Sache in Verbindung mit einigen Bierchen doch ziemlich lustig. Später kam dann noch Manni (der den Namen erst an diesem abend verliehen bekommen hat) und Toni (ein
Freund von Manni) vorbei und feierten und lachten noch ein wenig mit. Dabei bewiesen alle ziemlich viel Sitzfleisch und vor allem auch Durst...
06.05. - Erster Angeltag
...bei der Trinkfestigkeit haben die Anglerfans mehr Durchhaltekraft bewiesen und standen pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt frisch und munter bereit. Dass Manni an dem morgen unpünktlich war
kann man eigentlich nicht behaupten, aber er sah doch etwas zerknittert und mitgenommen vom Vorabend aus... Außerdem haben wir gehört, dass Toni erst gar nicht zum Arbeiten aufgestanden ist und
gleich noch für den Rest des Tages das Bett gehütet hat.
Da wir kein Auto auf der Insel hatten, waren wir die ganze Zeit auf Manni und sein Auto angewiesen. Eigentlich war er überhaupt nicht dazu verpflichtet uns auch nur irgendwo hin zu fahren,
immerhin war er "nur" unser Guide für den gecharterten Kutter. Er tat es aber. Und das aus absoluter Freundlichkeit und ohne ihn betteln zu müssen. Das und die gegenseitige Sympathie machten ihn
dann schließlich einstimmig zu einem Mitglied der Anglerfans.
Morgens ging es also bei zeiten auf den Kutter und aufs Meer. Angesteuert wurden 40-60 Meter tiefe Fanggründe, etwas nördlich gelegen. Nach ca. einer halben Stunde Fahrt wurde das erste Mal der
Pilker ins Wasser geworfen. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Wenige Bisse und wenig Fisch veranlassten uns noch ein wenig weiter zu suchen, um dann letztendlich die Richtige Stelle zu finden. Hier
glühten dann allerdings die Rollen. Nicht weil die Fische so schwer waren, sondern weil es so viele waren. Teilweise hat man es mit dem Pilker nicht einmal auf den Grund geschafft ohne einen
Biss. Das wäre auch normal gewesen, wenn wir Köhler geangelt hätten, taten wir aber nicht. Nicht ein einziger Seelachs, sondern nur Dorsch und Steinbeißer. Alle bis ca. 5 kg, selten bis ca. 7 kg.
Alle Schellfische und nicht maßigen Dorsche wanderten ohne Umwege gleich wieder ins Meer. Lumbs sahen wie gewohnt nicht einmal das Boot von innen. Als wir nach ein paar Stunden genügend Dorsch
gelandet hatten, haben wir sogar bei maßigen Dorschen, die einfach noch zu jung und zu klein erschienen, die Annahme verweigert. Bilanz der ersten Tour waren geschätzte 300 kg Fisch. Zählt man
den ca. 150-200 kg zurückgewanderten Fisch noch dazu, kommt man also auf 450-500kg und einen Steinbeißer :-) Wow, so viel Fisch hatten wir noch nie. Und das auch noch zu viert. Jeder kann sich
vorstellen wie flügellahm wir am abend waren... Auf der ungefähr eine Stunde langen Heimfahrt wurde der Fisch gleich an Bord verarbeitet. Dabei filetierten wie gewohnt Heini und Willi den Fisch
und Gerdi machte das erste Mal überhaupt den Koppabhacker und Eingeweiderausreißer. Die Masse des Fisches machte es allerdings unmöglich noch wärend der Fahrt mit filetieren fertig zu werden,
also ging es im Hafen nochmal eine Stunde weiter. Am Ende wurden die Fischstücken noch von Gerdi und Hotte fein säuberlich abgespült und in 2 Kühltaschen bis unter den Rand verstaut. Wieder zu
Hause ging die Fischverarbeitung in Form von verpacken und einfrieren weiter. Dabei tat die selbst mitgebrachte Vakuumier- und Einschweißmaschine leider nur bis ca. 3/4 vom Fisch gute Dienste.
Danach riss sie leider die Hufe hoch und machte keinen einzigen Pips mehr. Da aber noch Fisch übrig war und die nächsten Tage logischerweise auch noch welcher folgen sollte, mußten wir auf neu
gekaufte Gefriertüten umsteigen, ohne Vakuum und ohne Verschweißen. Nicht gerade die eleganteste Variante, aber immernoch den Zweck erfüllend.
Nachdem alle Arbeit getan war, stellte sich Willi hinter den Herd und briet uns ein leckeres Mal aus Dorsch- und Steinbeißerfilets. Gut gesättigt und ziemlich erschöpft vom ersten Angeltag, fiel
die abendliche Party dann etwas dünner aus als gewöhnlich. Unter dem Umstand der feucht-föhlichen vorabendlichen Feier und des geplanten, extrem zeitigen Aufstehens für den nächsten Tag,
wanderten alle relativ früh ins Bett und fielen auch schnell in den Schlaf.
07.05. - Klasse statt Masse
Der erfolgreiche erste Angeltag und das geniale Wetter machten es möglich ein wenig auf Risiko zu planen. Da wir unsere Truhen schon gut gefüllt hatten, dachten wir, heute nicht viel zu fischen,
sondern groß. Will heißen: wenn wir wenige Fische fangen ist es egal, hauptsache wir fangen Große. Also suchten wir vermeintliche Plätze mit dicken Dorschen. Das heißt, ab aufs offene Meer und in
größere Tiefen. Zu diesem Zeitpunkt wurden wir erst einmal aufgeklärt, dass wir hier nicht im Atlantik fischen, sondern in der Barentsee. Coool...
Um die Flut optimal abfassen zu können, starten wir sehr zeitig am Morgen. Dreiviertel sechs stachen wir in See, halb fünf aufstehen. Puh. Was für ein Streß im Urlaub. Aber den nahmen wir gerne
in Kauf mit der Aussicht auf dicke Dorsche oder vielleicht sogar Heilbutts.Anfangs sah es allerdings nicht danach aus. Wir fingen nicht nur wenig Fisch, sondern zudem auch noch sehr kleine. Die
größten brachten kaum 5 kg auf die Waage. Das reichte noch nicht! Wir klapperten Stelle nach Stelle ab und es wurde kaum besser, bis Manni endlich einen für ihn altbekannten Platz ansteuerte.
Sein wortlaut war ungefähr: "Mist, auf dem Echolot ist nichts. Normal müsste es hier aber Dorsche geben. Haltet einfach mal rein..." Bei 120 m Tiefe und keinem Fisch auf dem Lot fielen die Pilker
allerdings nur widerwillig. Ein paar Minuten gepilkt müssen wir ein gutes Feld getroffen haben. Sie kamen zwar nicht im Sekundentakt, aber die Größe war das was wir gesucht hatten.
Durchschnittsgröße war ungefähr bei 7-8 kg, Dickere hatten etwas mehr als 10 kg. Den Tagessieg holte allerdings Hotte mit einem 14 kg, 122 cm Dorsch und zufälligerweise auch noch bei den
Steinbeißern mit einem geschätzen 5 kg Tier. Da wir an diesem Tag ja schon bei zeiten anfingen mit angeln, traten wir kurz nach Mittag wieder unsere Heimreise an. Plan war es, einmal im
Trollfjord anzuhalten und unser Glück mal bei den Heilbutts zu versuchen. Leider fingen wir absolut überhaupt nix, bis auf Heini. Der angelte sich eine Seegurke.
Auf dem Rückweg wurde wieder direkt die Fischverarbeitung gestartet. Gerdi, Heini und Willi filetierten wie die Weltmeister. Dabei haben wir einen riesigen Möwenhaufen angelockt und hinter uns
her gezogen. Viele Möwen sind ja normal, aber so einen Haufen hat noch keiner von uns gesehen. Diese Menge Vögel lockte dann letztendlich auch noch 3 wunderschöne Seeadler zu unserem
Kadaverteppich, sehr schön zu sehen in unserer Bildergalerie.
Im Hafen angekommen, waren wir diesmal schon fertig mit filetieren. Und da es ja noch relativ zeitig am Tage war, genehmigten wir uns einen kleinen Mittagsschlaf. Zuvor hielten wir allerdings
noch beim einzigsten Einkaufsladen der Insel an und holten diverse Lebensmittel und Getränke. Nachdem wir dann am abend gut ausgeruht waren, wurde gegessen, auf die großen Dorsche angestoßen und
ein mehrere Tage andauerndes Skatturnier begonnen. Alle waren guter Laune. Sogar Mannis schlechte Nachricht, der nächste Tag werde wohl ausfallen, machte dem keinen Abbruch. Bisher waren wir sehr
erfolgreich, da könnte ein Tag Pause auch nicht schaden. Also wurde noch ein wenig mehr gefeiert als man normalerweise gefeiert hätte. Es kamen sogar noch andere Inselbewohner vorbei und es wurde
bis ca. zwei Uhr auf wenigstens 4 Sprachen gefeiert.
08.05. - Ausruhtag
Nach der langen Party am Vorabend war die oberste Prämisse erst einmal ausschlafen. Etwa um neun wurde zum Frühstück geläutet, über das schlechte Wetter diskutiert (immerhin ca. 10 Grad kälter
und Wind um die 15 m/s) und schließlich noch einmal für ein paar Stunden ins Bett gehüpft. Zum Mittag bereitete Hotte lecker mitgebrachte Spaghetti, es wurde ein wenig aufgeräumt und die
Ausrüstung in Schuß gebracht und noch einmal der Unmut über das miese Wetter zum Ausdruck gebracht. Anschließend war man sich einig, selbst am Nachmittag nicht angeln gehen zu können und dafür
lieber für den nächsten Tag noch ein wenig vorschlafen geht. Also wurde zwischen Essen und Essen noch ein kleines Mittagsschläfchen eingelegt. Da am Tage kein Fisch gefangen wurde, hatten wir
fürs Abendessen noch keinen wirklichen Plan. Es mußte also noch einmal eingekauft werden. Der Rest des Tages kann sehr kurz zusammengefaßt werden: essen, Skat, trinken, Bett...
09.05. - Dick, dicker, Heilbutt
Heute musste etwas passieren! Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war nicht rosig und ein verlorener Tag ist schon einer zu viel. Da der Wind etwas nachließ wurde auch die Welle ein klein
wenig flacher. Also wurde morgens wieder sehr zeitig aufgestanden und schon dreiviertel sechs wieder in See gestochen. Die niedrige Temperatur und die kurzen und seltenen Schauer in Schnee und
Graupelform mußte man also zähneknirschend hinnehmen. Ziel war ersteinmal auf der windabgewandten Seite der Insel ein paar Stunden auf Heilbutt zu gehen und dann die Welle auf der offenen See zu
probieren. Also gings bis ca. halb zehn in den Trollfjord, das Buttgebiet schlechthin. Wir peitschten wie die irren! Schnelles pilken, langsames pilken, großer Pilker, kleiner Pilker, tief,
flach! Nichts biss! Der Heilbutt ist wahrlich ein launischer Fisch. Zumal seine Beute ausreichend vorhanden war: kleine Dorsche mit nichteinmal der Größe eines Herings. Scheinbar war einfach kein
Heilbutt Tag. Also testeten wir, wie vorher schon abgesprochen, die Welle auf der Barentsee. Eigentlich war sie zum Angeln mit diesem Boot viel zu hoch, doch wir brauchten ein paar Erfolge und
kniffen die Arschbacken zusammen. Lohn für die Mühen waren nur ein paar bessere Dorsche a la 6-8 kg. Nach mehreren Standortwechseln sollte es wieder auf eine neue Stelle gehen. Plötzlich krümmte
sich Heinis Rute. Erst dachten wir er habe einen Hänger, weil die Rutenspitze einfach nur unspektakulär nach unten zeigte. Doch dann wippte sie wie wild auf und ab. Uns war klar, das ist ein
Großer! Manni als erfahrener Heilbuttfänger sagte schon nach wenigen Sekunden: "Heilbutt, groß, Pilker aus dem Wasser!!!" Die Freude war bei uns Dreien größer als bei Heini. Der hatte bei dieser
Welle zu tun sich auf den Beinen und die Schnur auf Spannung zu halten. Nach wenigen Minuten schmerzte der linke Arm und das Rutenende wurde unter den Schritt geklemmt. Damit konnte der linke Arm
etwas entspannen und der Bauch wurde nicht ständig durch die Rute maltretiert. Nach ständigem hin und her mit dem Fisch gönnte sich das Tier insgesamt 3 Ausrisse zwischen 10 und 20 Meter. Immer
bei einer Tiefe um die 80 Meter. Doch Heini blieb standhaft und das Material auch. Ca. 15 Minuten hat es gedauert, bis der Fisch bei nur noch 20 Metern war. Jetzt bewaffneten sich Hotte und Manni
mit jeweils einem Gaff und Gerdi mit dem Fotoapparat. Es wurden noch die letzten Absprachen getroffen wer, wo, wann gafft. Sollte es tatsächlich ein Butt sein, durfte einfach nichts schief gehen!
Nur noch 10 Meter. Der erste Blickkontakt und die Vergewisserung, dass es tatsächlich ein Butt war. Und kein kleiner. Die Anspannung war groß. Heini zog das Tier bis unter die Wasseroberfläche
und schon saßen die Gaffs wie verabredet. 1, 2, 3 und hopp rein ins Boot! Jubel, Geschrei und Freude ohne Ende und ein riesiger, der erste für die Truppe, Heilbutt an Bord. Als erstes wurden
reichlich Fotos geschossen und dann gings zur Vermessung: 1,45 m Länge. Das bedeutet 45 kg! Was für ein Brocken. Um das Glück dieser Stelle voll auszunutzen luden wir gleich die Angeln noch
einmal nach und pilkten wie die Kaputten in der Hoffnung auf noch einen. Leider blieb es an diesem Tag bei diesem einzigen Butt. Doch es wurde noch ein sehr ertragreiches Steinbeißer Feld
gefunden, von dem nocheinmal sieben gute Steinis geerntet wurden.
Dann ging es auf die Heimreise. Die Fische filetiert, der Butt nur ausgenommen, um ihn für einen Tag abzuhängen. Das macht das Fleisch schmackhafter weil das Fett von den Knochen ins Fleisch
übergeht. Diesen Tip hat uns natürlich Manni gegeben, der meinte, am besten wäre für einen Heilbutt 3 Tage. Leider hatten wir nicht so viel Zeit, weswegen er sich mit nur einem Tag begnügen
musste.
Zu Hause angekommen, wurde als erstes auf den Butt angestoßen und dann die Filets eingefroren. Nach dem Abendessen erhielten wir die Nachricht, Fischer haben in ihrem Netz einen riesigen Heilbutt
gefangen. Da die Fischfabrik bei uns um die Ecke war, bestatteten wir ihr natürlich sofort einen Besuch ab. Und da lag er, der Überheilbutt! Ohne Kopf und Innereien hatte er 140 kg! Das bedeutet
locker 160 kg für den gesamten Fisch! Unglaublich. Wenn man sich vorstellt, dass die Möglichkeit besteht, so etwas auch einmal an der Angel zu haben wird einem ganz anders. Geradezu
angsteinflößend!
10.05. - Schlechtes Wetter - Schlechte Laune
Der Wind hat gedreht, die Welle auch. Dumm nur, dass unser Boot auf der windzugewandten Seite der Insel steht und der Wetterbericht noch mehr Wind für den Nachmittag vorausgesagt hat. Doch wir
mußten es riskieren. Wir brauchten noch viel Fisch für volle Truhen. Wir blieben allerdings im Fjord, um bei tatsächlicher Wetterverschlechterung noch in Schlagdistanz zum Hafen zu bleiben. Aber
nicht nur uns gefiel das Wetter nicht, sondern scheinbar auch den Fischen. Wenig Bisse und wenn man einen hatte, war der Fisch ein Schellfisch, ein Lumb oder einfach nur ein kleiner Dorsch.
Selten gab es Ausnahmen. Unmut machte sich breit. Heini hatte schon aufgegeben, als Willi seine Angel mit einem halbwegs vernünftigen Fisch einholte. Plötzlich hieß es: "Ein Platter!" Schnell zum
Gaff gegriffen und ins Boot gezogen. Da hat doch Willi klammheimlich so mir nichts, dir nichts einen Heilbutt gefangen?! Unglaublich aber wahr. Scheinbar hat der Fisch keinerlei Anstände gemacht
und sich angefühlt wie ein mittelgroßer Dorsch. Ab zum Fotoshooting und zur Vermessung. Bilanz: 80 cm, 5 kg. Kein Riese, aber immerhin ein Heilbutt mit Mindestmaß. Das muß man erstmal
nachmachen...
Unglücklicherweise blieb es an diesem Tag bei dem Heilbutt und auch Dorsche ließen sich kaum noch finden. Also machten wir uns auf die Heimreise. Am Abend wurde noch eine kleine Beratung ob des
schlechten Wetters gehalten. Der Entschluß hieß: es ist der letzte Tag. Schlecht Wetter hin oder her, wir müssen raus!
11.05. - Endspurt am letzten Angeltag
Zu gewohnter Zeit starteten wir bei unverändertem Wetter und unveränderter Windrichtung. Die Bedingungen waren wir am Vortag, eher schlechter. Nun war guter Rat teuer. Keiner wollte nocheinmal so
eine Pleite wie gestern, also gingen wir das Risiko ein, zurück zu fahren und Mannis ehemaligen Chef um seinen Kutter auf der windgeschützten Seite zu bitten. Der willigte nach ein paar
Absprachen prompt ein und rettete damit den Tag. Ab gings auf die Barentsee zu einem ca. 1,5 Stunden entfernten Plateau. Kaum angekommen fielen die Pilker. 160 m Tiefe bei dieser Weller und dem
Wind. Das würden wir nie aushalten... Auch als wir hier gute Fische fingen resignierten wir und entschieden uns, ins flachere Wasser zu fahren. Dies war vorerst eine Fehlentscheidung. Wenn
überhaupt etwas biss, dann waren es halbstarke Köhler, die keiner wollte. Die Suche nach der richtigen Stelle ging weiter. Man mußte einen Kompromiss finden aus Fängigkeit und annehmbarer Tiefe.
Doch wir hatten einen erfahrenen Skipper, der uns schließlich auf eine ca. 120 m tiefe Stelle brachte, wo der Fisch bei 100 m stand. Hier ließen wir uns 3 Mal für locker 30 Minuten drüber driften
und kämpften massig 8-12 kg schwere Dorsche nach oben und noch einmal genau so viele, von so bezeichnete Küchendorsche a la 5-6 kg. Das machte Spaß, genau der richtige Abschluß für so eine
geniale Angelreise. Am Ende des Tages hatten wir ca. 500 kg Fisch gelandet. Etwa zwei Drittel davon behielt der Skipper für den Eigenbedarf, den Rest nahmen wir uns. Verarbeitet wurde diesmal
aber nicht wie gewohnt auf dem Kutter, sondern im eigenen Keller.
Um dem Tag und der gesamten Reise noch einen krönenden Abschluß zu geben, wurde am Abend eine gebührende Abschiedsfeier gefeiert. Auf dem Programm stand die Siegerehrung der Teams, die Würdigung
des riesigen Heilbutts und die endgültige Aufnahme von Manni bei den Anglerfans. An dieser Stelle muß natürlich noch erwähnt werden, dass Team 1 (Heini und Hotte) Team 2 (Gerdi und Willi)
vernichtend geschlagen haben. Bei allen Fischen hatten sie die Nase vorn: 45 kg Butt, 14 kg Dorsch, 5 kg Steinbeißer. Vielleicht wirds beim nächsten Mal Jungs :-)
12.05. - 13.05. - Rückfahrt
Am Morgen wurde zeitig aufgestanden, um noch genügend Zeit zum Packen zu haben. Als erstes wurden die Fässer mit dem ganzen Angelzeug gepackt um noch den morgentlichen Postbooten abzufassen.
Manni half uns natürlich wie immer mit dem Transport der ganzen Geschichte. Anschließend haben wir in aller Ruhe zusammen gefrühstückt und dann den Rest unserer Sachen gepackt. Es mußte noch der
gesamte Fisch aus dem Kühlhaus geholt werden und die Behälter vernünftig verschnürt werden. Schließlich sollten sie zwei Flugzeugtransporte und eine Strecke von guten 24 Stunden ohne aufzutauen
überstehen. Dann galt es Abschied zu nehmen. Von dem Haus, der Insel und unserem neuen Mitglied Manni. Die Rücktour sah genau so aus wie die Hintour. Nur eben entgegengesetzt... Per Boot aufs
Festland, mit dem Mietwagen nach Ivalo und von dort aus per Flieger nach Helsinki. In Helsinki übernachteten wir wieder im Hotel, um am nächsten morgen unseren Flug nach Deutschland zu
absolvieren. In Berlin trennten sich dann letztendlich unsere Wege und jeder nahm für sich ein wenig Fisch mit. Zu Hause angelangt stellten wir mit Freude und wie erwartet fest, dass der Fisch
sich in den Kisten hervorragend gehalten hat. Kein Anzeichen von antauen oder sonstigem. Alles in allem also eine sehr gelungen Reise mit glücklichem Abschluß. Zwar war das Wetter sehr
durchwachsen, dafür hat der gefangene Fisch dies mehr als genug entschädigt. Bis zum nächsten Mal...