Südafrika November 2005 - Kapstadt

Reisestart: 30.11.2005
Reiseziel: Hout Bay, Nähe Kapstadt
Teilnehmer: Hotte
Gewässer: Atlantischer Ozean, ca. 20 Grad Wassertemperatur und mehr

Erster Big Game Trip und das allein...

Wenn man schon mal ein Weilchen in Kapstadt ist, sollte man das als Angler auch gleich zum Angeln nutzen. Was liegt bei solch südlichen Temperaturen und vor allem Gewässern näher als Big Game fischen? - Nichts! Deswegen habe ich mir kurzer Hand einen Trip auf einem Boot gebucht. Normalerweise ist es ziemlich schwer als einzelner einen Platz zu finden, da nur das gesamte Boot gechartert werden kann. Da aber der Besitzer eines Bootes seine neuen Außenbord Motoren einfahren mußte, hatte ich Glück und kam als Einzelperson zu einem ermäßigten Preis auf den Kahn. Das Wetter war etwas durchwachsen, größenteils aber freundlich. Wind ist schwer einzuschätzen, erlaubte aber laut Skipper locker einen Ausflug. Welle war nicht gerade die niedrigste, weswegen ich lieber mal eine Pille vorher eingeworfen habe. Teilweise waren die Wellen etwas höher als das Boot. Gefährlich wurde es aber trotzdem nicht.

Pünktlich um halb sechs in der Früh starteten wir in Richtung Süd-Westen auf den Atlantik von Hout Bay (Nähe Kapstadt) aus. Geschätzte zwei Stunden später haben wir dann unseren ersten Trawler, ca. 40 nautische Meile vom Hafen entfernt, erreicht. Jetzt lief alles ziemlich hektisch. Schnell die Sardinen klein schneiden und als Köder Teppich im Wasser verteilen. Ein anderer präparierte die Angeln mit Köder und ab dafür ins Wasser. Kaum fünf Meter Schnur abgerollt, kam auch schon der erste Biss!!! Jetzt wurde alles noch viel hektischer: jetzt hieß es: "Andreas Kampfgurt anziehen, hurry up!!!" Und schon wurde mir die Rute angeschnallt. Nach ein paar kläglichen Versuchen mich mit einer Hand an der Rute, der anderen an der Rolle und noch irgendwie am Boot festzuhalten, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, die Rute gar nicht festhalten zu müssen. Von jetzt an lief alles wie geschmiert. Ca. 20 Minuten später hatte ich meinen ersten Thunfisch gelandet. Ein ca. 45 kg Yellowfin Tuna. Was für ein riesiges Tier, was für Power! Der Skipper und sein Sohn meinten allerdings leider nur: "Ach, Pissbirne! Diesen essen die Großen zum Frühstück!!" Während ich mich von meinem ersten Fight ausruhte, landete Brian (Sohn des Skippers) noch einen "Kleinen", nur unwesentlich größer als meiner. Der Trawler war mittlerweile weiter gefahren, weswegen wir uns auf die Socken machten, den wieder einzuholen.

Der nächste Biss sollte wieder meine sein hieß es. Gleiche Prozedur wie vorher. Zeitaufwand nur minimal länger als beim ersten Mal. Zwei Minuten dauerte es, bis der nächste Biss kam. Angel umschnallen und fighten bis ich blutige Blasen zwischen den Fingern hatte!!! Diesmal wusste ich allerdings, dass man sich nicht wie ein Blöder abkeulen muß, um den Fisch zu landen. Ich hatte schließlich zuvor einem Profi zusehen dürfen. Langsam und gemächlich, jedoch mit dem nötigen Druck und der nötigen Entschlossenheit kurbelte ich unaufhaltsam den Fisch näher. Ich kurbelte zwei Meter, der Fisch nahm sich wieder einen Meter. Uns wurde sofort klar, dass es ein Grosser sein wird. Nach etwa einer halben Stunde sahen wir den Thun das erste Mal in 15 Meter Tiefe. Das Dumme war, er sah uns auch und nahm sich noch einmal etliche Meter!!! Wieder kurbeln, ziehen, festhalten, balancieren... 40 Minuten, der zweite Kontakt! Kenny, der Skipper, meinte: "da, er schwimmt in Kreisen, er ist k.o." "Jippi" dachte ich, endlich raus das Tier und ausruhen! Denkste, die letzten 12 Meter dauerten noch einmal locker 20 Minuten bis er endlich gegafft werden konnte. Das sind bei weitem auch die anstrengesnsten Minuten, da der Fisch jetzt nicht mehr direkt unter dem Boot ist, sondern wie schon erwähnt Kreise unter dem Boot schwimmt. D.h. der Druck vom Fisch ist nicht nur nach unten, sondern auch nach links und rechts. Doch bald konnte endlich gegafft werden. Nachdem der zweite Gaff, der Sicherheitsgaff, saß, wurde der Fisch direkt hinter den beiden Seitenflossen eingeschnitten, um ihn ausbluten zu lassen. (Dort kam so viel Blut raus, das Verhältnis von Blut zu Fisch muss irgendwas bei Blut:Fisch=100kg:50kg sein!!! ) Jetzt heißt es nur noch 1, 2, 3 und ziiiiiiiehhn... Und schon war mein Größter gelandet! Er wurde auf dem Boot auf ca. 70 kg geschätzt. Mit einem Eispickel wird jetzt nur noch das Gehirn (oder das Rückenmark?) durchstoßen und schon ist der Fisch fertig zum verstauen.

Der Lachs war im Boot und ich vollkommen am Ende! Eine Stunde Fight mit so einem Brocken und man merkt jeden einzelnen Knochen und jeden Muskel im Körper. Geschätzter Flüssigkeitsverlust: 5 Liter! Nachdem Kenny und Brian jeder noch einen gelandet hatten (ähnliche Größe wie meiner), durfte ich auch noch einmal ran, wenn auch nur widerwillig! Eine halbe Stunde Fight und der erste Blick auf den Fisch war auch gleichzeitig der Letzte. Der Thun kreiselte bereits unter dem Boot, wickelte sich dabei mit der Schnur um eine Antriebsschraube und riss ab. Ich hätte es mit ein wenig mehr Erfahrung eventuell verhindern können. Verlorener Fisch a la Anfängerfehler. Sehr undankbar nach einer halben Stunde Kampf gegen so einen Brocken.

Leider, oder vielleicht glücklicherweise, ging es dann wieder Richtung Heimat. Knappe anderthalb Stunde später erreichten wir den Hafen. Voller Spannung wurde der Fisch ausgeladen und sortiert. Endlich war wiegen angesagt... Erstmal benötigten wir allerdings genügend Personal, um den Fisch an den Haken zu hieven. Ufff und schon hingen da 80,3 kg geballte (wenn auch tote) Yellowfin Tuna-Power. Wenn man die 3 Liter Blut noch dazu zählen würde, wären das knappe 83 kg Fisch. NEUER PERSÖNLICHER REKORD!!!

Jetzte brauchte ich nur noch auf den Filetiermeister zu warten und schon hatte ich ein Viertel meines Fisches in Form von vier "kleinen" Filetstücken in meinem Beutel verstaut und düste wieder nach Hause. Ein wunderbarer Tag ging zu Ende, voll mit viel wunderbaren neuen Erfahrungen und weniger wunderbaren Schmerzen in allen Gliedern...